Wo das agile Wünschen noch geholfen hat

Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade dabei Ihr Unternehmen agiler zu machen. Während Sie sich eine Strategie zurechtlegen wie sie reaktionsschneller und beweglicher werden, erscheint plötzlich eine gute Fee. Sie haben drei Wünsche frei. Worauf setzen Sie? Soll die Fee allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das vielbeschworene agile Mindset verpassen? Oder wäre es besser, auf die Agilisierung des Managements zu setzen? Oder nutzen Sie den Zauberstab, um ein umfassendes Framework wie SAFe, LeSS oder Holacracy zu implementieren?

Ich persönlich würde es weit bescheidener angehen und mir bloß Folgendes wünschen:

1.) Regelmäßige Retrospektiven in allen Unternehmensbereichen, um zu wissen, was gerade funktioniert und was nicht. Dazu würde ich bei der Fee herausschlagen, dass diese Retrospektiven professionell moderiert werden - das heißt

  • es gibt eine klare Struktur, 

  • alle sind aktiv beteiligt, 

  • man geht den wichtigsten Problemen auf den Grund,

  • erarbeitet konkrete Verbesserungsmaßnahmen,

  • priorisiert, limitiert und monitort diese Maßnahmen, um deren Realisierung abzusichern.

Und wenn ich schon dabei bin, würde ich auf einer intelligenten Verzahnung dieser Retrospektiven bestehen, sodass sich aus den Einzelergebnissen von Teams, Abteilungen, Geschäftsbereichen immer auch ein Blick aufs größere Ganze ergibt. 

2.) Disziplin, auf dass Commitment nicht nur ein schöner Begriff bleibt, sondern sich jeder Einzelne zur konsequenten Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen verpflichtet fühlt. Mit anderen Worten: 

  • Alle Beteiligten sind bereit, sich selbst bei der Nase und einander beim Wort zu nehmen.

  • Man fragt nach, wenn Versprechungen nicht eingehalten werden und bietet einander Unterstützung an, wenn Hilfe geboten ist. 

  • Es geht ums Dranbleiben, auch dort, wo sich unerwartete Schwierigkeiten ergeben und weitere Anpassungen gefragt sind.

  • Kontinuierliche Verbesserung ist nicht ohne langen Atem zu haben — was ein entsprechendes Konditionstraining und also diszipliniertes Üben, Feedback und Lernen voraussetzt.

3.) Ein Steuerungssystem, das sich vom Abteilungsdenken ab- und Wertströmen zuwendet. Ein System also, das:

  • nicht primär die bestehende Aufbauorganisation beweglicher zu machen versucht (agile Teams, agile Rollen, agile Führungskräfte etc.), sondern an den Abläufen ansetzt;

  • ein Unternehmen so designed, dass möglichst viele Leute freie Sicht auf den Kunden haben; 

  • sicherstellt, dass dessen Bedürfnisse und Bedarfe akkurat wahrgenommen werden;

  • fähig ist, diese Wahrnehmungen in attraktive Produkte und Services zu übersetzen und diese rasch und zuverlässig zu liefern;

  • die eigene Wahrnehmungs- und Übersetzungsarbeit regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und weiter zu verbessern -- womit sich, gewissermaßen im Handumdrehen, der Kreis zu den Retrospektiven schließen und für kontinuierliche Verbesserung gesorgt würde. 

Und die Moral von der Geschicht? Für die Erfüllung dieser Wünsche brauchen wir keine Feen nicht!

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